Wer sich im Schlafzimmer wohlfühlen will und Wert auf erholsamen Schlaf legt, der stößt früher oder später auch auf die fernöstliche Lehre des Feng Shui, zu Deutsch „Wind und Wasser“. Was einigen als das Rezept für ein ausgeglichenes Leben schlechthin gilt, ist für andere bloß esoterischer Humbug. Und tatsächlich ist Feng Shui in Deutschland eher in der Esoterik-Ecke angesiedelt, das zeigt schon ein flüchtiger Blick ins Ratgeber-Regal des Buchhandels oder eine kurze Internet-Suche. Doch was ist dran an den Weisheiten der chinesischen Daoisten?
Zum einen muss man klar zwischen dem ursprünglichen Feng Shui aus China und dem, was im Westen darunter verstanden wird, differenzieren. Das erste Auftauchen der Lehre wird rund 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung verortet. Der zentrale Begriff „Qi“ steht für Energie, Atem, und zugleich auch für die menschlichen Emotionen. Feng Shui soll dafür sorgen, dass das Qi frei fließen kann und nicht blockiert wird. Während
Feng Shui in China bis heute ganzheitlich gedacht und in vielen Bereichen von Anfang an mit einbezogen wird – so etwa beim Hausbau oder dem Anlegen von Gärten -, kommt es in Deutschland erst nachträglich ins Spiel. Zum Beispiel wenn es darum geht, ein Zimmer einzurichten. In unserem Fall natürlich das Schlafzimmer.
Auf die Details kommt es an
Demnach soll Feng Shui nicht nur den Schlaf verbessern, sondern sich auch positiv auf Liebesleben und Partnerschaft auswirken. Doch wie funktioniert das genau? Tatsächlich folgen alle Maßnahmen einer gewissen Logik. Es wird alles vermieden, was ein bewusstes oder unbewusstes Unwohlsein hervorrufen könnte. So soll das Bett mit dem Kopfende an einer festen Wand stehen, durch die keine Wasser- oder Stromleitungen verlaufen. Das Kopfteil sollte fest sein. Ebenso empfiehlt es sich nicht, über dem Bett Regale oder Ähnliches an der Wand anzubringen oder das Bett direkt unter ein Fenster stellen. Ganz im Gegenteil: das Qi fließt am besten, wenn Tür und Fenster vom Bett aus sichtbar sind.
Schläft man mit Feng Shui wirklich besser?
Elektrogeräte im Schlafzimmer sind tabu, und selbst Spiegeln werden eher negative Eigenschaften zugesprochen. Schränke sollten stets geschlossen bleiben, damit ein Eindruck von Ordnung entsteht. Generell sollten Möbel und auch alle anderen im Schlafzimmer befindlichen Dinge keine spitzen Kanten oder Ecken haben, und wenn sich das nicht vermeiden lässt, wird empfohlen, diese mit Tüchern zu verdecken. Die Wände sollten in sanften und warmen Farben gehalten sein. Generell setzt das westlich geprägte Feng Shui auf natürliche Materialien und möglichst wenig Metall; hier spielt mitunter auch die noch recht junge Angst vor Elektrosmog mit hinein. In China kommt zu alldem noch hinzu, dass das Bett in einer bestimmten Richtung positioniert werden soll. Das funktioniert unter Beachtung all der anderen Punkte freilich nur, wenn schon das ganze Haus in seiner Ausrichtung die Regeln einbezieht, weshalb solche Feinheiten in der westlichen Welt eher großzügig ausgelegt werden.
Zum Abschluss sei darauf hingewiesen, dass es weder für das Qi noch für Feng Shui eine wissenschaftliche Grundlage gibt. Ein tatsächlicher Effekt einer Anwendung der Regeln lässt sich nicht nachweisen. Dennoch sind viele Menschen überzeugt, dass es hilft. Die Wissenschaft sieht daher einen Placebo-Effekt am Werke: Wer fest genug daran glaubt, dass er mit Feng Shui besser schläft, der schläft auch wirklich besser. Der Trick liegt in der erfolgreichen Autosuggestion.